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Feuer!


Lehn dich zurück und mach es dir bequem, ich will dir eine Geschichte erzählen...


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Vor Jahren sah ich ein YouTube Video in dem ein Mann mit einem primitiven FeuerbohrSet ein Reibungsfeuer entfacht.


Und so hat alles begonnen…


Plötzlich war ich inspiriert und wollte das auch mal ausprobieren. Ich ging in den Wald und begann, nach passenden Hölzern zu suchen. Aber was sind passende Hölzer? Dick oder dünn? Wie lange müssen sie sein? Wie trocken? Wie hart?


Eine Kaskade von Fragen wurde losgelöst. Ich begann zu experimentieren, schnitzte und bastelte mir mein erstes Feuerbohrer-Set und startete meinen ersten Versuch.

Wie soll das denn funktionieren? Fühlt sich nicht richtig an? Boah ist das anstrengend…am Video hat das um vieles leichter ausgesehen. Ich war überrascht, wie schwierig und kompliziert es sich anspürte.


Ungeachtet der Anstrengung war ich so fasziniert von dem Gedanken und dem Wissen, dass das möglich ist, dass ich weiter und weiter versuchte, korrigierte, bastelte, versuchte. Tagelang lies mich das nicht los.


Eines Tages erzählte ich meinem Bruder davon. Auch er wurde inspiriert und begann herumzuprobieren.


In den Wochen darauf waren wir beide wie besessen von dem Gedanken, dieses “Feuermachen” zu lernen. Wir tauschten uns aus, schickten uns kleine Erfolgsmeldungen: es hat geraucht! es hat schon gequalmt! Aber es wollte nicht und nicht klappen. Wie zwei begeisterte Kinder waren wir - beide eigentlich knapp 30.


Nach wochenlangem hin und her gingen wir dann eines Tages bei einem Spaziergang im Süden Wiens in eine Höhle. Es war ein kalter windiger Wintertag. Leichter Eisregen. Natürlich hatten wir auch beide unser Feuerbohrerset dabei. Also begannen wir wieder mit unserem Spiel.


Aber diesmal war etwas anders. Wir waren zu zweit. Wir waren ein Team quasi.


Wir halfen uns gegenseitig, gaben uns Tipps. Korrigierten den Winkel von der Hand oder unterstützten beim Ermüden. Immer wenn der eine ermüdete und nicht mehr konnte, begann der Andere zu motivieren, übernahm dann und so wechselten wir hin und her.



Es rauchte…



Es qualmte…



Wir wurden aufgeregter…schneller…hektischer



“Weiter! Komm schon! Es raucht…weiter!”



Aber wir konnte nicht mehr und stoppten. Setzten uns zurück.



Der Qualm war weg.



Doch da: ein dünner Rauchfaden zeigte sich. Wir lehnten uns heran. Der Geruch stieg uns beißend in die Nase. Wir schauten ganz genau hin. Und da sahen wir einen winzigen Glutpunkt im Abrieb des Feuerbohrers. Wie aufgehetzt - aufgeregt und ausgepumpt nahmen wir das (vorbereitete!) Zundernest und leerten ganz vorsichtig zittrig dieses Pünktchen Glut ins Nest.


Wieder nichts - wir trauten uns kaum zu Atmen


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Doch es begann wieder ganz leicht zu rauchen


Es wurde stärker



Und dann plötzlich entfachte sich das trockene Zunderbündel mit Feuer!

Wir haben Feuer gemacht!


Die Freude und die Begeisterung nach all den Mühen war ungehalten. Ich werde diesen Moment mein Leben lang mit mir tragen. Die gemeinsame Freude und die Faszination! Mir kamen fast die Tränen.



Bis heute - mehr als 10 Jahre später - bin ich begeistert von dieser Geschichte. Inzwischen hab ich viele Menschen dabei beobachtet und begleitet, wie sie ihr erstes eigenes Feuer auf diese Art bohren. Und die Magie ist unverändert. Obwohl niemand von uns diese primitive Methode mehr braucht. Aber sie ist magisch - sie verbindet uns mit unserem Feuerhüter-Dasein als Menschen.



Seit mindestens 300.000 Jahren. Aber immer neue Funde lassen eine noch viel längere Symbiose vermuten…es gibt Feuerstellen, die über 1 Mio. Jahre alt sind.


1.000.000 Mio Jahre.


Das sind etwa 76.000 Menschengenerationen.


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76.000 Menschengenerationen lang gemeinsam am Feuer!



Wir Menschen sind mit dem Feuer verbunden. Nicht nur weil wir die einzige Spezies sind, die Feuer hüten und scheinbar willkürlich kontrollieren können. Vielleicht hat uns das Feuer auch zu dem gemacht was wir sind.


Was hat sich durch das Hüten des Feuers verändert - verglichen mit der Zeit ohne Feuerhüten?


Plötzlich gab es einen Platz, der uns ein höchstmaß an Sicherheit und Komfort bieten konnte. Ein Platz, um den wir uns versammeln konnten und zu dem wir wieder und wieder zurückkehren konnten. Ein Anker für unsere Aufmerksamkeit - wir konnten wegwandern und dennoch das Bewusstsein bei diesem Ort halten. Wir begannen, zu wandern UM diesen Ort zu halten - ihn mit Holz zu versorgen um das Feuer am Leben zu halten.


Was wenn das ein Teil unseres Wesenskerns wurde - die Fähigkeit, ein Ziel im Auge zu behalten, dass abstrakt ist - nicht mit den Sinnen wahrnehmbar ist auch heute Teil jeder guten Performance-Coaching Session.


Die Fähigkeit, einen Fokuspunkt im Blick zu halten und sich nicht ablenken zu lassen, wie wir es fast universell bei Menschen vor Adventkränzen, Lagerfeuern oder Kerzen im Dunklen sehen können (oder auch den künstlichen Feuern in unseren Hosentaschen), ist magisch anziehend und Teil jeder guten Meditationssession.


Geschichten zu erzählen und guten Geschichten aufmerksam zu lauschen ist für 76.000! Generationen Teil unserer Überlebensstrategie gewesen. So haben wir gelernt, was wir Einzeln nie erfahren konnten. So hat sich unsere Weltverständnis exponentiell beschleunigt. Und auch heute gibt’s immer mehr Evidenz dafür, dass wir durch Narrative um bis zu 70% mehr Information behalten als durch bloße Fakten. Und wenn wir schon dabei sind:

Selbst in der griechischen Mythologie ist Mensch und Feuer untrennbar verbunden durch die Geschichte von Prometheus (der Vorausschauende) der die Menschen miterschaffen und gelehrt hat...schon spannend, das grade der Kerl das Feuer zu uns gebracht haben soll.


Feuer geht tief hinein in unseren Wesenskern.


Feuer inspiriert

Wir entfachen Inspiration

Sehen das Feuer in den Augen

wir haben das Feuer verloren

Wir brennen für eine Sache

schätzen Menschliche Wärme



Auch biochemisch sind wir in jeder Zelle Feuer: Feuer ist Oxitation - Beim Verbrennen verbindet sich Kohlenstoff mit Sauerstoff. Wie war das nochmal mit der Zelle und den Mitochondrien?


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Ist Feuer immer noch wichtig für unsere Gesundheit? JA

Infrarotstrahlung im Feuer ist gesundheitsfördernd


Das rote Lichtspektrum des Feuers (v.a. abends) ist gesundheitsfördernd


Achtsamkeitstraining Konzentration in die Flammen - ist gesundheitsfördernd


Geschichten empatisch hören ist gesundheitsfördernd


Die eigenen Erlebnisse zu teilen ist gesundheitsfördernd


Sich auf den Boden zu setzen und wieder aufzustehen ist gesundheitsfördernd


Ressourcenschonendes verhalten ist gesundheitsfördernd


Oder auch: Feuer fördert FLOW und FLOW ist gesund!





ja, ja! Früher war alles besser, oder wie?


Sollen wir deshalb wieder zurück in die Steinzeit? NEIN


Wie können wir - auch ohne tägliches Treffen am Feuer - Sinn daraus ziehen?


Naturverbindung heißt für mich auch zu verstehen, wie wir die Möglichkeiten, die in unserem Körper stecken kennen lernen und fördern können.


Nach 76.000 Generationen Prägung ist es ziemlich zuverlässig zu sagen: Feuer hat uns mitgeformt, ist also Teil unserer Physiologie - also sind die Eigenschaften von Feuer grundlegender Bestandteil unseres Gesundheitspotenzials.


Und wenns nicht immer die ungeschnittene Originalversion ist, können wir trotzdem die Erkenntnis nutzen.



praktische tipps:

Gesundheitsfördernde Rituale für den Alltag

Manchmal braucht es keine großen Veränderungen, sondern nur ein neues Bewusstsein für das, was bereits da ist – und wie wir es nutzen können:


  1. Auch Sauna oder heiße Steine sind natürliche Infrarotquellen. Sie fördern die Durchblutung, stärken das Immunsystem, unterstützen die Regeneration und wirken positiv auf unsere Psyche. Geh regelmäßig in die Sauna


  1. Auch Kerzen sind Feuer – und wirken beruhigend. Ihr warmes Licht entspannt die Sinne, fördert die Konzentration und schafft eine Atmosphäre der Präsenz. (Das Handy-Display zählt leider nicht.) Abends in eine Kerze schauen verbessert den Schlaf und vieles mehr


  1. Auch echtes Zuhören ist heilsam. Wer aufmerksam zuhört, fördert nicht nur Oxytocin-Ausschüttung, sondern schafft emotionale Sicherheit, stärkt Beziehungen und trainiert Empathie. Trainier einfach mal deine Zuhör-Muskeln - schenk deinem Gegenüber ungeteilte, wertfreie Aufmerksamkeit


  1. Auch Meditation schult den Geist. Schon wenige Minuten täglich können den Parasympathikus aktivieren, Stress reduzieren und die Resilienz stärken – geistige Klarheit inklusive. Beobachte deine Atmung 30 Atemzüge lang


  1. Auch das Aufstehen und Hinsetzen vom Boden ist Training. Eine einfache Bewegung, die Gelenke mobilisiert, die Selbstwahrnehmung fördert, Schmerzen vorbeugen kann und das Risiko von Stürzen im Alter deutlich reduziert. Abends vorm Schlafengehen, steh 10x auf und leg dich wieder auf den Boden


  1. Auch Dankbarkeit ist eine tägliche Praxis. Sie verändert unsere Perspektive, fördert ein positives Mindset und macht achtsamer im Umgang mit den eigenen Ressourcen – und mit der Umwelt. Schreib täglich händisch 3 Dinge auf, die dein Leben bereichern


Und wenn’s dich doch mal kitzelt, schick mir ein Foto von deinem ersten Feuerbohrer-Feuer!

 
 
 

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